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Samstag, April 12, 2025
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Die Rüstungsindustrie in Polen zieht Investoren an – eine Wachstumschance dank ReArm Europe

Die Rüstungsindustrie in Polen zieht Investoren an – eine Wachstumschance dank ReArm Europe

Die Europäische Union bereitet derzeit das bedeutendste Konjunkturprogramm seit Jahrzehnten für den europäischen Verteidigungssektor vor. Im März stellte die Europäische Kommission das Programm ReArm Europe / Readiness 2030 vor, das darauf abzielt, die Verteidigungsfähigkeiten der EU-Mitgliedstaaten zu stärken. Der Schwerpunkt dieses Plans liegt auf die Rüstungsindustrie – sowohl als ein zentraler Bestandteil der Sicherheit als auch als Motor des Wirtschaftswachstums. Die geplante Erhöhung der Verteidigungsausgaben in Europa auf 3,5 % des BIP – im Vergleich zum derzeitigen Durchschnitt von rund 2 % – könnte die Kapitalallokation in Europa maßgeblich beeinflussen. Für Unternehmen und Fonds, die an Investitionen in Polen interessiert sind, bedeutet dies, dass sich die Möglichkeiten zur Beteiligung an der Entwicklung strategischer Sektoren, auch im Bereich moderner Verteidigungstechnologien, erhöhen.

SAFE – europäischer Sicherheitsfonds

Das wichtigste Finanzierungsinstrument des Programms ist der neue Fonds SAFE (Security Action for Europe). Die Europäische Kommission plant, 150 Milliarden Euro vom Kapitalmarkt zu beschaffen, die in Form von Darlehen an die Mitgliedstaaten verteilt werden. Attraktive Bedingungen (bis zu 45 Jahre Rückzahlungsfrist, niedrige Zinssätze) sollen es den EU-Staaten ermöglichen, ihre Verteidigungsausgaben erheblich zu steigern, ohne die fiskalischen Regeln zu verletzen.

Wichtig ist, dass die Länder vier Jahre lang ein Haushaltsdefizit von bis zu 4,5 % des BIP beibehalten können, solange diese Mittel für Verteidigungsausgaben verwendet werden. Diese fiskalische Flexibilität sendet ein deutliches Signal: die Rüstungsindustrie hat Priorität.

Wachsendes Potenzial des EU-Verteidigungssektors

Die Zahlen zeigen, dass Europa bereits heute stärker in Rüstung investiert – in den Jahren 2023–2024 stiegen die Ausgaben um bis zu 18 % pro Jahr. Darüber hinaus fließt ein immer größerer Teil der Verteidigungsbudgets in den Kauf von Ausrüstung und Waffen – im Jahr 2024 machte dies bereits mehr als ein Drittel der Gesamtausgaben aus.

Für Investoren bedeutet das klare Signale:

  • steigende Nachfrage nach Komponenten (Elektronik, Metalle, Steuerungssysteme),
  • die Notwendigkeit für Rüstungsunternehmen, ihre Produktionskapazitäten zu erhöhen,
  • Präferenz für die Produktion innerhalb der EU  (im Rahmen von SAFE sollen mindestens 65 % der Komponenten aus Europa stammen).

Polen – ein Profiteur der neuen EU-Sicherheitspolitik

In diesem Zusammenhang entwickelt sich die Rüstungsindustrie in Polen zu einem der Hauptnutznießer der neuen EU-Strategie. Die nationalen Verteidigungsausgaben gehören bereits jetzt zu den höchsten in Europa und übersteigen bereits 4 % des BIP.

Die Investitionen steigen rasant an:

  • Zwischen 2010 und 2019 beliefen sich die Investitionen im Rüstungssektor auf urchschnittlich 150 Mio. PLN pro Jahr.
  • Im Jahr 2023 überstiegen sie 900 Mio. PLN.
  • Nach dem ersten Halbjahr 2024 ist mit einem weiterem Anstieg zu rechnen.

Die zunehmenden Ausgaben führen zu einer höheren Produktionskapazität – nicht nur bei der Polnischen Rüstungsgruppe (PGZ), sondern auch bei privaten Herstellern. Es handelt sich um langfristige Investitionen, die die Position Polens im europäischen Sicherheitsökosystem dauerhaft stärken.

Umsatzwachstum – die Rüstungsindustrie mit Exportpotenzial

Schätzungen zufolge erreichte der Umsatz der polnischen Rüstungsindustrie im Jahr 2023 rund 12 Mrd. PLN (für die wichtigsten PKD-Codes), und im weiteren Sinne könnten es sogar über 23 Mrd. PLN gewesen sein. Die Hauptwachstumsquelle ist die Produktion von Waffen und Munition – ein Segment, das ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 30 % verzeichnet.

Obwohl der Exportanteil derzeit noch nicht dominiert (ihr Anteil wird auf 10–13 % geschätzt), könnten dynamische Investitionen und die Modernisierung der Produktionslinien dies in naher Zukunft ändern. Polen hat das Potenzial, ein bedeutender Exporteur von Militärtechnik zu werden – insbesondere auf regionalen Märkten.

Modernisierung der Armee = neue Aufträge

Seit 2017 hat Polen Rüstungsverträge im Wert von über 330 Mrd. PLN unterzeichnet. In den kommenden Jahren sind Ausgaben in Höhe von rund 600 Mrd. PLN geplant. Obwohl Lieferungen aus den USA und Südkorea derzeit dominieren, nimmt der Anteil der inländischen Produzenten stetig zu.

Für Investoren bedeutet dies Zugang zu langfristigen öffentlichen Aufträgen und für Zulieferer stabile Aussichten auf eine Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren der Branche.

Was bedeutet dies für ausländische Investoren?

Mit der sicherheitspolitischen Neuausrichtung der EU wird Polen zu einem natürlichen Ziel für ausländische Investitionen im Rüstungssektor. Zu den wichtigsten Vorteilen gehören:

  • stabile rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen,
  • Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte,
  • starke Binnennachfrage durch öffentliche Aufträge,
  • Unterstützung durch EU- Fonds  (z. B. SAFE).

Für Unternehmen, die eine Expansion nach Mitteleuropa planen, ist die polnische Rüstungsindustrie einer der interessantesten Sektoren, die in Betracht gezogen werden sollten.

Fazit

Steigende Verteidigungsausgaben, der europäische Sicherheitsfonds SAFE sowie flexiblere Fiskalregeln schaffen ein einzigartiges Umfeld für die Entwicklung des Rüstungssektors. Polen zieht mit seinen wachsenden Investitionen und dem Bestreben, technologisch unabhängig von Importen zu werden, die Aufmerksamkeit von Investoren aus ganz Europa auf sich. Wenn Ihr Unternehmen eine Beteiligung am EU-Verteidigungssektor erwägt – jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Polen als strategisches Investitionsziel in Betracht zu ziehen.

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